(08) Roteisenerzstollen

Johann W. Mießeler


Der verschlossene, im rückseitigen Bereich des Wohnhauses ehem. Kürasse befindliche Stollen hat in den „Ruedeberg“ (Rothen Berg) in östlicher Richtung eine erkennbare Tiefe von ca. 80 Metern und mündet in einer 10 x 10 m großen Höhle. Vermutlich war der Hauptgang ursprünglich noch wesentlich länger, wurde aus Sicherheitsgründen aber zugemauert.

Der Stollen hat vier Gänge. Nach 30 Metern befindet sich auf der linken Seite des Stollens eine zurückverlaufende Höhle mit einer Größe von ca. 15 x 15 m und einer Höhe vom Stollengrund aus von ca. 25 m. Mittig nach oben ist ein Luftschacht erkennbar. Von dieser Höhle aus verlaufen bergseits in östliche Richtung drei weitere, versetzt übereinanderliegende Stollen. Diese Stollen haben eine Größe von ca. 2 x 2 m und münden nach etwa 40 m in der Höhle am Stollenende. In der Höhle befindet sich ein weiter Luftschacht, der „auf Ruedeberg-Kitz“ ans Tageslicht führt.

Die Stollentemperatur beträgt zwischen 8 und 10 Grad Celsius.


Aus dem Stollen wurde Roteisenstein abgebaut und im Ort verhüttet. Der Zeitraum des Abbaus ist uns bis heute nicht genau bekannt. Vermutlich war der Schwerpunkt des Abbaus in der Blütezeit der Eiserfeyer Eisenverhüttung zwischen 1696 und 1850. Nach einem Zülpicher Weistum soll es bereits um 1250 eine Schmiede oder Eisenhütte im Ort gegeben haben. Die fassbare Eisenproduktion begann in Eiserfey im Jahr 1696 mit der Antragstellung zur Errichtung einer Eisenhütte, dem später sogenannten »Altwerk«, am Ortsausgang nach Vussem. Schlackefunde deuten darauf hin, dass bereits Kelten und Römer in Eiserfey Eisenerz verhüttet haben.
Diverse Literatur weist auf Roteisensteinfunde in Eiserfey ab dem 13. Jahrhundert hin. Ob dieses Gestein aber in Stollen abgebaut oder oberirdisch gesammelt wurde, ist nicht nachgewiesen. Zum Abbau des Eisenerzes siehe auch hier.

Hauptgang des Stollens in Richtung Mundloch mit seitlicher Abstützungsmauer
Blick aus der seitlichen Höhle auf zwei von drei weiteren Gängen
Blick in die seitliche Höhle
Luftschacht in der großen Höhle

Ein weiterer Stollen befand sich auf der westlichen Eiserfeyer Seite, gegenüber dem Friedhof am Alter Weg 12, auf Höhe des Wohnhauses. Nach mündlicher Überlieferung verlief der Stollen bis zur Ortschaft Vollem und hatte drei Gänge. Hier ist heute noch oberhalb des ehem. Hauses Huth ein Einstiegsloch erkennbar. Ein weiterer Stollen befand sich auf der westlichen Eiserfeyer Seite, gegenüber dem Friedhof am Alter Weg 12, auf Höhe des Wohnhauses. Dieser Stollen wurde aus Sicherheitsgründen zugemauert und ist heute nicht mehr erkennbar.

Foto zeigt rechts neben dem Wohnhaus Stolleneingänge vor der Verschließung

Beide Stollen dienten der Eiserfeyer Bevölkerung im Zweiten Weltkrieg als Schutz vor den Alliierten Bombenangriffen und später aufgrund der niedrigen Temperaturen als Kühlkeller für Getränke bei dörflichen oder familiären Veranstaltungen.


Eiserfey auf Tranchot-Karte von 1803

Auf der östlichen Talseite von Eiserfey verweist heute noch der Name „Ruedeberg“ (Rotberg) auf die Eisenerzgruben von Eiserfey. In der französischen Landesaufnahme von 1803 (Tranchot-Karte) wird der heutige „Weinberg“ noch als „Rothen Berg“ bezeichnet.


Roteisenstein und Roteisenerz, Hämatit oder Blutstein, auch als Eisenglanz, Specularit bekannt, ist ein sehr häufig vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Oxide (und Hydroxide) mit der Formel Fe2O3 und die häufigste natürlich auftretende Modifikation des Eisen(III)-oxids. Hämatit entwickelt verschiedene pyramidale, würfelähnliche, rhomboedrische oder tafelige bis säulige Kristallformen, die eine Größe von mehreren Zentimetern erreichen können. Daneben kommt er aber auch in Form von derben, traubigen und rosettenförmigen bis radialstrahligen Mineral-Aggregaten vor.
Roteisenstein, Roteisenerz dient, wie der Name schon sagt, zur Eisengewinnung, ferner dient Roteisenstein als Schleif- und Poliermaterial, der tonreiche, weiche Roteisenstein als Anstrichfarbe und zur Herstellung der Rotstifte. Roteisenstein tritt gewöhnlich als Lager oder auf Gängen in sehr verschiedenen vorgenannten Formationen auf.

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Entstehungsgeschichte des Roteisensteins


Vor ca. 400 Millionen Jahren bedeckte das Devonmeer die Eifel für etwa 100 Millionen Jahre. Es war ein südlich vom Äquator liegendes tropisches Flachmeer. Nach Absterben der Organismen der hier lebenden Meerestiere mit kalkigen Hartteilen, wie Schnecken, Muscheln, Korallen, Panzerfischen usw. setzten sich diese auf dem Meeresboden ab. Dazu gesellte sich Verwitterungsgeröll, das aus dem angrenzenden nördlichen und südlichen Festland durch Flüsse in das Meer hineingetragen wurde. Weltweite Umweltveränderungen beendeten abrupt diese Kalkbildung.

Muschelabbildung im Gestein des Stollens

In den folgenden 70 Millionen Jahren überdeckten ton- und feinsandige Ablagerungen die noch lockeren und losen Kalkablagerungen mit einer Schicht von etwa 2000 Metern. Durch den entstandenen Druck verfestigten sich die Kalksedimente zu Kalkstein. Die hierbei entstandenen Hohlräume sowie lose Sedimentschichten wurden von eisen- und sauerstoffhaltigem Meerwasser durchspült. Durch physikalisch-chemische Umwandlungen bildete sich im Laufe der Zeit in den Lücken Roteisenstein. (Fe2O3).
Vor etwa 280 Millionen Jahren entstand bei der so genannten variszischen Orogenese ein 3000 bis 4000 Meter hohes Gebirge. (bei Orogenese handelt es sich um ist die Gebirgsbildung, bei der variszischen Gebirgsbildung um das Auffalten der Gesteinsschichten durch das aufeinanderdriften der alten Kontinente Gondwana und Laurussia).
Durch lange anhaltende Verwitterungsprozesse und Vulkanismus wurden mehrere hundert Meter Sedimentgestein abgetragen, das einstige Hochgebirge zu einem Mittelgebirge verändert und unsere heutige Oberflächengestaltung in ihren Grundzügen herausgebildet.
Zurück blieben die hochgeschobenen Sedimentgesteine, so auch der mitteldevonische Kalkstein mit Rot- /Brauneisensteineinschlüssen.


Quellen:
  • Willi Brüll, Chronik Eiserfey 1125 Jahre, 1992
  • Homepage Eiserfey, Aus der Geschichte der Eiserfeyer Eisenhütten und deren Betreiber, A. Velser
  • Peter Neu, Eisenindustrie in der Eifel, Bonn 1989
  • Meyers Konservations-Lexikon, 1888
  • Tranchot Karte von 1803
  • Röntgenfloureszens-Analyse, Labor Westkalk Vereinigte Warsteiner Kalkindustrie GmbH & Co. KG
  • Private Aufzeichnungen Michael Linden, nicht veröffentlicht
  • Hämatit. Wikipedia
  • Eugen Virmond, Geschichte der Eifeler Eisenindustrie, Schleiden 1896
  • Mineralienatlas Lexikon – Roteisenstein
  • Roteisenstein; Giesserei-Praxis
  • Fotos Privat