Eiserfey stattet 18 Sehenswürdigkeiten im Feybach- und Hauserbachtal mit Infotafeln und einem ausgeklügelten Informationssystem aus – Die Mittel kamen vom NRW-Heimatscheck, einem kulturellen Förderprogramm, das Beigeordneter Thomas Hambach den Vereinen im Stadtgebiet Mechernich besonders ans Herz legt
Mechernich-Eiserfey – Wo befinden sich Hauserbachmühle, Vollemer Mühle, Pulvermühle, Wassermühle Falkenstein und Ölmühle? Was war Sinn und Zweck der Seilbahn von Vollem über den Bleiberg zur Aufbereitung? Was wurde im Roteisenerzstellen von wann bis wann und in welcher Größenordnung und Reinheit abgebaut?
Was hat es mit dem Travertinabbau „Ahle Koensteen“ auf sich? Wo befinden sich die Kalkbrennerei, römische Aquädukte, Pfarrkirche St. Wendelinus und die prähistorische Kakushöhle? Auf diese und eine Menge mehr Fragen gibt ein neues historisches und geographisches Leitsystem mit Tafeln, Hinweisschildern und vor allem QR-Code-gesteuerten Detailinformationen durch das Feytal in Eiserfey und Dreimühlen sowie das Vollemer Seitental Auskunft.
Es wurde jetzt vom stellvertretenden Mechernicher Verwaltungschef Thomas Hambach und Ortsbürgermeister Walfried Heinen vor Ort vorgestellt. Finanziert wurde das aufwändige tourismusfördernde Projekt, das „genauso den Einheimischen dient, die oft nicht mehr so genau Bescheid wissen, wo was ist“, so Walfried Heinen, vom „NRW-Heimatscheck“, einem kulturellen Förderprogramm für innovative dörfliche Initiativen in Nordrhein-Westfalen.
In Eiserfey wurden zwei Anträge zu einem GPS- und QR-Code-unterstützen Leitsystem zu 18 innerörtlichen Zielen zusammengefasst. Den einen stellte der von Franz Harperscheidt, Johann W. Mießeler und Johannes Klefisch beim Pressetermin vertretene Bürgerverein, den anderen Ortsbürgermeister Walfried Heinen.
Beide agierten mit Unterstützung der Stadtverwaltung Mechernich, deren stellvertretender Leiter Thomas Hambach die „Heimatscheck“-Initiativen vor allem Vereinen im Stadtgebiet ausdrücklich empfiehlt und fördert. Das NRW-Heimatministerium bewilligte zweimal 2000 Euro für die Eiserfeyer Vorhaben.
Damit realisierten die „Feyer“ unter anderem fünf große Hinweistafeln mit Landkarte, Lageplänen, Informationsüberblick und natürlich einem QR-Code, der mit dem Handy eingescannt nicht nur alle verfügbaren Informationen zum jeweiligen Ziel liefert, sondern per Satellit und GPS auch dorthin führt.
Für nicht mit Smartphones ausgestattete Wanderer befinden sich an den Zielpunkten nochmals 15 Infotafeln. Blau markiert sind auf den Hinweistafeln historische Ziele, von denen nichts mehr oder nur noch Fragmente zu erkennen ist. Gelb sind die Zeitzeugnisse im Feytal und Hauserbachtal hinterlegt, die noch zu sehen sind.
Beim Pressetermin begrüßte auch Gabi Schumacher, die bei der Stadt unter anderem für Tourismus und Fremdenverkehr zuständige Mitarbeiterin, das innovative Eiserfeyer Leitsystem. Mit von der Partie waren auch Franz Harperscheidt, der Vorsitzende des Bürgervereins Eiserfey, Dreimühlen und Vollem, Schriftführer Johannes Klefisch und Vorstandsmitglied Johannes W. Mießeler.
Erster Beigeordneter Thomas Hambach erklärte, die Kombination aus witterungsbeständigen Informationstafeln und mit QR-Code auf der Homepage der Dorfgemeinschaft (www.eiserfey.de) hinterlegten ständig aktualisierbaren Infos habe Zukunft – und Beispielcharakter für ähnliche Vorhaben anderer mit Zeitzeugnissen reich gesegneten Ortschaften im Stadtgebiet.
„Fey“ links liegenlassen
Ortsbürgermeister Walfried Heinen und Johann W. Mießeler beklagten, dass Tausende Wanderer, die auf dem Römerkanal-Wanderweg zwischen Grünem Pütz und Köln unterwegs sind, das historisch bedeutsame Feytal im Wortsinn „links liegen“ lassen, weil es bislang touristisch kaum erschlossen war – bis auf die „Hausausstellung“ der Gaststätte „Zur Römerstube“ direkt am Wanderweg.
Johannes Mießeler und Franz Harperscheid: „Das ist uns gerade während der Pandemie-Jahre böse aufgefallen, als tatsächlich die meisten Wanderer von der Kakushöhle kommend oder auf dem Römerkanalweg einfach an Fey vorbeiliefen!“
Walfried Heinen: „Die erste Idee war, die Besucher unserer Region mit Hilfe einer Übersichtskarte an fünf Standorten auf die Sehenswürdigkeiten unserer Orte und die Anbindung an die vorhandenen Wanderstrecken aufmerksam zu machen.“
Während der Entwicklung der Übersichtskarte sei dann schnell klargeworden, dass man auch die historische Geschichte der Orte und Sehenswürdigkeiten mit aufführen sollte. Heinen: „Dadurch entstand die zweite Idee, Info-Tafeln auch von den Orten zu erstellen, an denen heute nicht direkt oder nur noch wenig zu sehen ist.“
Vor allem die Orte des industriellen Erbes als Metallverarbeitungsregion und industrieller Nutzungsraum im Tal des Fey- und Hauserbachs mit Verhüttungsanlagen des 17. – 19. Jahrhunderts wurden so erschlossen und durch Bergbauareale mit Abbaurelikten (Travertin-Steinbruch, Bergbau auf Eisen seit römischer Zeit um Eiserfey, Kalksteinabbau und Kalkbrennen) ergänzt.
Der Ortsbürgermeister: „Mit Fertigstellung des Projektes bieten wir den Besuchern, Wanderern, aber auch den nachfolgenden Generationen umfangreiche Informationen über die bedeutenden Stellen der Ortsgeschichte und des industriekulturellen Erbes des historischen Feytals.“ Die Grafikgestaltung stammt von Marike Lotz aus Gemünd, die finanzielle Förderung vom Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes NRW (Link: Förderprogramm Heimat. Zukunft. Nordrhein-Westfalen. | Bezirksregierung Arnsberg (nrw.de)).
pp/Agentur ProfiPress
Das historische Feytal – Projekt des Bürgervereins
Die Arbeitsgruppe begann mit der Auswahl und Zusammenstellung der Texte für die Tafeln. Man konnte auf die Inhalte der Eiserfeyer-Chroniken zurückgreifen, ergänzen und auch Neues zum Travertin-Abbau am „ahle Koansteen“ und „im Auel“, unterhalb der Kakushöhle ermitteln. Insbesondere konnte erstmals eine Beschreibung des Roteisenerz-Stollens hinter „Kürasse“, jetzt Familie Klatt, und die Historie „de Hött“ erfolgen.
Mehrere Layout-Sitzungen, Festlegen von QR-Codes für Informationen vor Ort und Berichte im Internet waren bis zum Druck erforderlich. Bei der Designgestaltung wurden wir von Marike Lotz – Kommunikationsdesign, Schleiden Gemünd, begleitet. Bei den Tafeln wurde im Hinblick auf die lange Geschichte der Eisenverarbeitung ein rostfarbener Hintergrund gewählt.
Peter Ratz bereitete die Pfosten für die Montage vor. So konnte dann die Arbeitsgruppe Bodenlöcher bohren und die Pfosten einbetonieren.
Auch wenn an einigen Stellen nur noch auf die damalige Situation verwiesen werden kann, so sind die Informationen auf den 18 Vor-Ort-Tafeln und fünf Übersichtstafeln ein Erhalt der Heimatgeschichte.