Die älteste der drei Mühlen des Ortes Dreimühlen ist die unterhalb der Straße gelegene Mühle Giesen. Das heute stattliche Gebäude ist mehrfach erweitert worden und bestand ursprünglich nur aus dem heutigen Untergeschoss. Die Wohnung des Müllers war in dem neben der Mühle liegenden Haus, das heute teilweise abgerissen ist. Zur Mühle gehörten auch die oberhalb der jetzigen Landesstraße gelegenen Gebäude. Das Wohnhaus Dahmen, Pescher Weg 2, soll früher Eselsstall der Mühle und Gasthaus gewesen sein.
Die Mühle hatte ursprünglich drei hintereinanderliegende Mühlräder mit drei Mahlwerken für unterschiedliches Mahlgut. Franz Giesen, der letzte Müller der Mühle, entsinnt sich noch, bei Umbauten in der Mühle Reste des alten Mahlgutes, wie Buchweizenspreu, an den ehemaligen Standorten dieser Mahlwerke gefunden zu haben. Der Name Dreimühlen wird wohl auf die drei Mühlräder dieser Mühle Bezug genommen haben.
Über das Alter der Mühle Giesen besitzen wir keine Belege. Die Mühle ist in ihrem Kern wahrscheinlich mindestens so alt wie der Ortsname Dreimühlen, dessen älteste bekannte Nennung des Namens aus einer Urkunde der Abtei Steinfeld aus dem Jahr 1502 stammt. Dort wird ein Meister Geyrlich von Drynmöllen erwähnt.
Die nächste Erwähnung finden wir in einer Urkunde des Archivs der Burg Rösberg vom 18. November 1511, in der der Schultheiß Johann von Dreymühlen mit anderen einen Kaufvertrag zwischen Beatrix Baurs von Einaten und Richard Krumel von Nettersheim unterschreibt. 1552 wird Drymoellen in einer Urkunde der Stadt Münstereifel erwähnt. Um 1609 wurden nach einer Urkunde des Stifts Münstereifel Lehnsleute zu einem sogenannten Coppelessen eingeladen, dazu gehörten auch die Lehnsleute von „Wier, Dreimüllen, Iservey, ad ungefähr 36 Personen“.
Zwischen 1611 und 1628 wurde in Kirchenbucheintragungen von Weyer bei Taufen der Kinder von Damian Polch (Pollig – Bollig) und Frau Maria der Beruf des Vaters mit Müller aus Dreimühlen bezeichnet. Joist Cremer aus Eiserfey nennt 1738 diese Mühle als die alte Mühle in Dreimühlen. 1750 hatte nach einer Urkunde des Stifts Münstereifel die Mühle den Mahlzwang zu Harzheim, d. h., die Harzheimer mussten in dieser Mühle ihr Getreide mahlen lassen, was gesicherte Einnahmen für die Mühle bzw. deren Eigentümer bedeutete.
Offensichtlich war die Mühle zeitweise begehrtes Objekt für verschiedene Grundherren. Joist Cremer erwähnt 1738, die Mühle zu Dreimühlen gehöre dem Freiherrn von Nesselrath, 1745 verpachtet der Freiherr von Weichs, Burgherr von Weyer, 1/8 der Mühle zu Dreimühlen an den Schultheiß Gerhard Peter Eylertz. 1771 werden als Besitzer der Mühle der Freiherr von Twickel zu 3/4 und der Freiherr von Weichs zu 1/4 genannt. Der Freiherr von Weichs besaß wohl noch nicht lange Rechte an der Mühle zu Dreimühlen. In einem umfangreichen Schriftwechsel mit dem Kurfürsten von Köln versuchte nämlich noch 1734 sein damaliger Verwalter der Burg Weyer, Gerhard Peter Eylertz, die Konzession für eine eigene Mahlmühle des Dingstuhls Weyer bei Dreimühlen zu erhalten, was ihm aber nicht gelang.
Die Einkünfte der Mühlen hingen von der Größe des Kundenkreises ab. Zwangsmühlen, wie die Mühle zu Dreimühlen, hatten eine sichere Einnahmequelle, während die privaten Mühlen sich über ihren Einzugsbereich, das „Gemahl“, einigen mussten. Das „Gemahl“ der Mühle Derichs in Dreimühlen umfasste die Orte Zingsheim, Engelgau, Tondorf, Rohr, Frohngau und einzelne Gehöfte in Weyer. Die Mühle Falkenstein in Eiserfey hatte ihre Kunden in Eiserfey, Lorbach und Bergheim, vor 1600 war sie auch Zwangsmühle für Vussem. Zum Gemahl der Mühle in Vollem gehörten Vollem, Urfey, Kallmuth, Dottel und Keldenich.
Das „Gemahl“ der Mühle Giesen umfasste bis in die Gegenwart Harzheim, Pesch und teilweise Weyer. Das „Gemahl“ der Nachbarmühlen war dem Grunde nach festgelegt, doch kam es immer wieder zu Übergriffen und Streitigkeiten. So wird aus jüngster Zeit noch berichtet: Nach dem Ersten Weltkrieg erwarb Giesen als erster Müller der Gegend einen LKW und dehnte daraufhin sein Gemahl sehr zum Ärger der zahlreichen anderen Mühlen im Feytal auf weitere Orte aus.
Wer nach dem Ende der Adelsherrschaft zur Franzosenzeit Besitzer der Mühle Giesen wurde, ist nicht bekannt. 1848 gehörte die Mühle jedenfalls Hubert Hamacher, einem auch als Gemeinderatsmitglied, Ortsvorsteher von Eiserfey und Schöffe angesehenen und aktiven Bürger.
Als Matthias Hamacher 1831 im Alter von 52 Jahren verstarb, trat sein Sohn Hubert die Nachfolge in der Mühle an. Im Erbgang ging die Mühle an die älteste Tochter, deren Ehemann Peter Giesen vermutlich schon früher in der Mühle arbeitete. Hierauf folgte sein Sohn Franz. Dessen gleichnamiger Sohn Franz wurde letzter Müller, der 1986 den Betrieb einstellte. Von den Erben wurde das Anwesen im Jahr 2016 verkauft.
Nach dem Verkauf 2016 hat der neue Besitzer die Technik instandgesetzt und die Mühle in Hauserbachmühle umbenannt.
Quellen:
- Chronik 1150 Jahre Eiserfey
- Chronik 1125 Jahre Eiserfey, Willi Brüll, „Ortsgeschichte“
- Albert Velser, „Die beiden Mehlmühlen in Dreimühlen“, Bürgerbrief Mechernich Nr 5/2018 u Nr 7/2018
- Michael Hamacher, „Mühlen im Feytal zwischen Dreimühlen und Burgfey“, Jahrbuch Kreis Euskirchen 2012