In der Geschichte des Ortes spielen zwei Gebäudekomplexe in Eiserfey und ihre Bewohner eine wichtige Rolle. Im Ortsbild fällt das stattliche Fachwerkhaus oberhalb der Kirche auf, das sich in seiner Größe von den übrigen Häusern abhebt: das alte Bürgermeisteramt.
Im Hochmittelalter wurde der Kurfürst und Erzbischof von Köln Landesherr des Ortes. Verwaltungsbezirk war das Amt Hardt, dessen Berggericht in Eiserfey eingerichtet wurde. Bis zur Franzosenzeit blieb Eiserfey bei Kurköln, wobei außer dem Kurfürsten auch noch mehrere weltliche Herren und Klöster Besitz und Rechte in Eiserfey hatten.
Im Oktober 1794 rückten französische Revolutionstruppen ins Rheinland ein. In den folgenden zwanzig Jahren gehörte das linksrheinische Gebiet zum französischen Reich Napoleons. Die Verwaltungsbezirke wurden neu geordnet. Die Gemeinden Weyer, Eiserfey, Vollem, Zingsheim und Kallmuth wurden der »Mairie de Weyer« (Bürgermeisterei) mit Verwaltungssitz in Eiserfey zugeordnet. Nach Napoleons Niederlage kam 1815 das Rheinland zu Preußen. Eiserfey blieb selbständige Gemeinde im neuen Kreis Gemünd (später 1829 Schleiden), Regierungsbezirk Aachen, genau wie die benachbarten Gemeinden Vollem und Weyer.
Der Ruf nach mehr Demokratie und Freiheit fand im Revolutionsjahr 1848 auch hier offene Ohren. Ein Soldat der Kölner Garnison kehrte zu später Abendstunde in sein stilles Heimatdorf Weyer zurück, die Freiheit zu verkünden und seine Landsleute für die neue Idee zu begeistern. Die Verkündigung der Freiheit wurde von einem großen Teil der Einwohnerschaft, die mit der Gemeindeverwaltung höchst unzufrieden war, mit großer Begeisterung aufgenommen. Es wurde beschlossen, das Amt zu Eiserfey zu stürmen. Mit den Freiheitsabzeichen geschmückt, zogen 30 bis 40 Mann mit einem Fuhrwerk gegen Eiserfey, die Verwaltung zu stürzen. Der Amtmann Heinrich Wilhelm Schruff und sein Sekretär, die von dem Aufstand frühzeitig Kunde erhalten hatten, ergriffen die Flucht. Infolgedessen hatten die Erstürmer leichtes Spiel. Sie sprengten die Tore und Türen, packten die Akten und Bücher und das ganze Mobilar bis zum Sand- und Tintenfaß zusammen, luden alles auf den Karren und fuhren nach Weyer zurück. Von dort wurden die Sachen nicht mehr nach Eiserfey zurückgebracht.
Chronik 1125 Jahre Eisefey, 1992
Dieses Ereignis hatte zur Folge, dass die Amtsverwaltung nach Zingsheim verlegt wurde. Auch, weil Bürgermeister Schruff ins Ausland geflüchtet war, gab es Neuwahlen. Zum Ortsvorsteher von Eiserfey (1848 – 1872) und zum Schöffen wurde Hubert Hamacher, Müller aus Dreimühlen, gewählt.
Zwei Jahre später, 1850, vereinigten sich die Einzelgemeinden Weyer, Eiserfey und Vollem-Urfey zu einer Gemeinde, sodass von diesem Jahr an die Bürgermeisterei (Gesamtgemeinde) aus den Einzelgemeinden Zingsheim, Weyer und Kallmuth bestand, mit dem Verwaltungssitz Zingsheim.
Aus Anlass einer Versteigerungssache (1876) wurde das Haus wie folgt beschrieben:
Das in mit Ziegelsteinen ausgemauerte Holzfachwerk erbaute, mit Ziegeln bedeckte Haus hat eine Länge von circa 50, eine Höhe von circa 22 und eine Tiefe von 25 Fuß; strassenwärts die Eingangstür, zu welcher eine Treppe von 11 Stufen führt, 4 Kellerfenster; im Erdgeschoß 4, im ersten Stock 5 und im Dach 3 Fenster; westlich im Erdgeschoss 1, im ersten Stock 1 und im Speicher 1 Fenster; hofwärts 1 Tür, im Erdgeschoss 4 und im ersten Stock 5 Fenster, östlich im Erdgeschoss 2, im ersten Stock 2 und im Speicher 3 Fenster.
Die circa 30 Fuß lange, circa 15 Fuß hohe und circa 20 Fuß tiefe Scheune hat hofwärts das Einfahrttor; an diese schließen sich an in einem Winkel, die Stallgebäude, Backhaus und Schmiede; letztere westlich hinter den Stallungen an dieselben angebaut und jetzt zur Wohnung eingerichtet. Die Stallgebäude sind circa 50 Fuß lang, circa 12 Fuß hoch und circa 10 Fuß tief und haben hofwärts 5 Eingänge und 10 Fensteröffnungen. Die Schmiede hat eine Länge von circa 30, eine Höhe von circa 6 und eine Tiefe von circa 10 Fuß und westlich die Eingangstür. Die beschriebenen Gebäude sind in Bruchsteinmauerwerk erbaut und mit Ziegeln gedeckt.
Noch 1876 wurde der Holzhändler Theodor Strunk als Besitzer genannt, danach u.a. die Familie Latz, die uns 1769, 1801 und 1829 als Miteigentümer der Eisenhütten begegnet. Der Enkel des letzten Eisenhüttenbesitzers, Karl Latz, starb 1980 im Alter von 98 Jahren. Nach seinem Tode wurde das Anwesen verkauft.
Anfang 2003 erwarb Familie Peter Ratz das Gebäude und versetzte es in den jetzigen Zustand. Peter Ratz (ley-werkstatt.de) hat dort ein Atelier und Werkstatt eingerichtet. Seine Metallkunstwerke sind weit bekannt und einige sind vor Ort zu bestaunen.
Im historischen Hofraum findet alle zwei Jahre das Kulturfest „Feykultur“ des gleichnamigen Eiserfeyer Vereins statt.