Johann W. Mießeler
Die Namensgebung „de Hött“ stammt aus dem 19. Jahrhundert von der ehemaligen Eisenhütte. Nach dem Ende der französischen Zeit gelangte das Rheinland unter den Herrschaftsbereich von Preußen. Deren angelegtem Mühlenverzeichnis aus dem Jahr 1820 ist zu entnehmen:
„Erben Carl Henseler zu Vussem und Erben Libertz [Eilertz] zu Eiserfey, 8 Minuten stromabwärts; Altwerk gelegen unterhalb Eiserfey. 1 oberschlächtiges Wasserrad, 2 Blasebälge, (Eisenschmelzen und Gießrinnen), 1 Hammerwerk, 12 Arbeiter. Steht seit dem Jahr 1818 außer Betrieb. Die diesem Hüttenwerk anklebige Schmelze liegt oberhalb Eiserfey.„
Bei der vorstehenden Beschreibung handelt es sich eindeutig um das Altwerk mit der anklebigen Schmelze an „de Hött“. Einem amtlichen Akt der Königl. Ober-Berghauptmannschaft im Ministerium des Inneren vom 06.08.1829 wird der Betrieb genehmigt:
„Den Eigentümern des Eisenhüttenwerkes Altwerk zu Eiserfey, namentlich: Geschwister Karl Theodor und Maria Anna Eilertz, wohnhaft zu Eiserfey, Theodor Latz daselbst, Thomas Faymonville zu Kronenburg, Kreis Gemünd, Hermann Joseph Hall zu Zülpich, Kreis Euskirchen, Regierungsbezirk Köln, Reinhard Poensgen und Karl Poensgen, beide wohnhaft in Schleiden, im Kreise Gemünd, wird in Gemäßheit des Art 78 im Gesetze vom 21. April 1810 zur gesetzlichen Berechtigung dieses seit längerer Zeit bestandenen, und fortwährend in Betrieb gewesenen Hüttenwerks der gegenwärtige Permissionsakt ertheilt.“
Nach der Beschreibung in der Betriebserlaubnis liegt die „Hochofenhütte am obern Ende des Dorfes Eiserfey, am östlichen Arm des Feybachs, welcher die zwei oberschlächtigen Wasserräder des Gebläses und des Schlackenpochwerks mit einem Gefälle von 12 Fuß 10 Zoll betreibt. Die Hammerhütte liegt unterhalb des Dorfs“. Somit heißt dies, dass man den ehemals beim Altwerk befindlichen Hochofen, in dem das Eisenerz geschmolzen wurde, an „de Hött“ verlagert wurde. Es ist sicherlich ungewöhnlich, dass die Schmelze und der Hammer so weit voneinander getrennt waren. Es dürften aber räumliche Probleme beim Altwerk sowie ein erforderlicher Neubau des Hochofens für diese Maßnahme mit ausschlaggebend gewesen sein. Ebenfalls unbekannt ist bislang, wann diese Verlagerung stattfand.
Nach verschiedenen Quellen wurden jährlich zwischen 3400 und 9000 Zentner Eisen produziert. Die in der Eiserfeyer und den angrenzenden Gemarkungen befindlichen Eisensteinlagerstätten waren den Römern bereits bekannt. Nach einem Zülpicher Weistum soll es bereits um 1250 eine Schmiede oder Eisenhütte im Ort gegeben haben.
Ab etwa dem Jahr 1850 setzte der Verfall der Eifeler Eisenindustrie ein, von dem die Eisenhütten in Eiserfey nicht verschont blieben. Dies hatte zur Folge, dass nicht nur die Eisenwerke geschlossen wurden, sondern dass auch deren Betreiber teilweise aus Eiserfey verzogen. Nach Schließung der Eisenwerke wurden die Betriebsgebäude diversen anderen Nutzungen zugeführt. So wurden am 26.06.1858 in Eiserfey die Anteile von Katharina Volheim, Witwe von Johann Theodor Latz, an dem Werk „Althammer“ und „Althütte“ versteigert.
Theodor Strunk beantragte am 18. Dezember 1863 eine Konzession zum Umbau des ehem. Eisenhüttenwerkes zu einer Holzschneidemühle.
1883 wurde durch P. W. Reuter aus Kallmuth dort eine chemische Fabrik zur Gewinnung von schwefelsaurem Ammoniak und Berliner Bläue errichtet. Die jedoch nach zwei Jahren 1885 wieder geschlossen wurde. In der Ratssitzung der Gemeinde Weyer vom 28.07.1883 trug der Bürgermeister vor, „dass gegen das Concessionsersuchen zur Umänderung einer bisher bestehenden Holzschneidemühle in eine chemische Fabrik von einer großen Anzahl der Einwohner von Eiserfey Einsprüche gemacht wurden“.
- Berliner Blau ist ein lichtechtes, tiefblaues, anorganisches Pigment, das als luft- und wasserstabiler Feststoff vorkommt. Verwendung findet es für chemische Beschichtungen, Kohlepapier, in der Kunststoffindustrie, bei der Papierherstellung, beim Färben von Wolle, Baumwolle, Seide und Leinen, für Aquarell-, Öl- und Druckfarben. In der Metallverarbeitung und im Maschinenbau wird Berliner Blau als Paste dünn auf Metallflächen aufgetragen (tuschieren), um die Qualität geschabter Flächen beurteilen zu können.
- Schwefelsaures Ammoniak (Ammoniumsulfat) wird durch Einleiten von Ammoniak in 80 %-ige Schwefelsäure oder durch Umsetzung von Ammoniak, Kohlendioxid und Wasser mit Gips hergestellt. Verwendung findet Ammoniumsulfat als wichtiger Düngemittelzusatzstoff. In der chemischen Industrie dient es unter anderem als Herstellung von Feuerlöschpulver und Flammschutzmitteln. Die Lederindustrie verwendet es für Beizen, die Papierindustrie für schwer entflammbare Papiere.
Everhard Esser baute 1887 die Hütte wieder zu einem Sägewerk um. Auch als Sägewerk hielt der Betrieb den Namen „Hött“ bei. Als eines Nachts ein Brand des Sägewerkes einen Nachbarn aufschreckte, weckte er die Anwohner mit dem Ruf: „Löck stoaht op, de Hött brüht“.
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde das Sägewerk stillgelegt. Die Sägewerkschuppen wurden verkauft und als Saal Wassong in Weyer und Feldscheune Dahmen in Dreimühlen wieder aufgebaut. Das oberschlächtige Wasserrad wurde zur Mühle Falkenstein gebracht, wo es nach Restaurierung noch heute funktioniert.
Das zur „de Hött“ gehörende langgestreckte Bruchsteingebäude wurde bereits vor dem II. Weltkrieg für Wohnzwecke hergerichtet. Hier heißt es heute in Eiserfey noch immer „en de Hött“. Letztlich erwarb das Haus die Familie Cilensek und brachte das Anwesen in den heutigen gepflegten Zustand. Bei diesen Arbeiten wurde man auch auf einen Stein neben einer der früheren Eingangstüren aufmerksam. Er trägt die Jahreszahl 1777. Diese Jahreszahl war ebenso auf den Dachziegeln des rechten Teils des Hauses erkennbar. Dieser Teil wurde wegen Baufälligkeit abgerissen. Welche Bedeutung sie hatte, konnte bis heute nicht eindeutig geklärt werden.
Auf Ortsbildern um 1930 ist zu erkennen, dass das Gelände bis auf einige Grundmauern geräumt ist. In den 1970er Jahren wurde im Rahmen der Dorfverschönerung im Hand- und Spanndienst von den Dorfbewohnern das Gelände zu einer kleinen Parkanlage hergerichtet.
Auf Bildern von Ortsansichten Eiserfeys um 1930 ist zu erkennen, dass „de Hött“ bis auf wenige Grundmauern geräumt ist.
Quellen:
- „Von den Eisenhütten und deren Besitzern“, Albert Velser
- Chronik 1125 Jahre Eiserfey
- An de Hött Postkartenauszug von 1898, Postkarte im Privatbesitz
- Postkartenausschnitt von 1898, „de Hött, Postkarte im Privatbesitz“
- Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland
- Grundauf- und Durchschnittsrisse zum Konzessionsantrag von 1863, Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland 6147/2
- Bilder im Privatbesitz