Die in der Eiserfeyer und den angrenzenden Gemarkungen befindlichen Eisensteinlagerstätten waren wohl den Römern bereits bekannt. Nach einem Zülpicher Weistum Weistum (Weistum im Sinne von beweisen, nachweisen) soll es bereits um 1250 eine Schmiede oder Eisenhütte im Ort gegeben haben. Die fassbare Eisenproduktion begann in Eiserfey im Jahr 1696 mit der Antragstellung zur Errichtung einer Eisenhütte, dem später sogenannten »Altwerk«, am nördlichen Ortsausgang.
Eine Schmiede oder Eisenhütte in Eiserfey ist angeblich schon in einem Zülpicher Weistum aus dem 13. Jahrhundert erwähnt. 1502 zählt ein Urbar der Abtei Steinfeld zwei Höfe in »Yserwey« zu ihrem Besitz, und zwar „Thonis van Bartz gued“ und „herrn Pawyn eren hoff“. Es ist wahrscheinlich, dass das damalige Bergmannskloster Steinfeld auch Bergrechte besaß, zumal es sich in einem späteren Rechtsstreit auf diese alten Rechte beruft.
In den Karten von Tranchot (1803–1820) wurden die Gebäude als »alten Hamer Werck« bezeichnet.
Altwerk
In früheren Jahrhunderten war eine ortsnahe Verhüttung und Verarbeitung des gewonnenen Erzes wegen der allgemein schlechten Wegeverhältnisse erstrebenswert. Hier bot sich in Eiserfey die Wasserkraft als Energieversorger für Hütten und Schmieden an, und so entwickelte sich Eiserfey zu einem wichtigen Hüttenort in der Eifel.
Die Eisenwerke (Reitwerke), in denen das Eisenerz geschmolzen und weiterverarbeitet wurde, waren mit ihren Blasebälgen, Hämmern und Schlackenmühlen an die Wasserkraft stark und dauerhaft fließender Bäche gebunden. Ein Hüttenwerk bestand aus einem Hochhofen, einer Frischschmiede, einer Hammerschmiede und einer Schlackenmühle. Der Hochofen wurde von oben durch die Gicht mit Erzen, Holzkohle, Kreislaufmaterial, Schrott und Zuschlägen beschickt. Die Zusammensetzung war Geheimnis der Reitmeister, deren Kenntnis auf Erfahrung beruhte, zum Teil seit Generationen weitervererbt. Die Verantwortlichen für das Gelingen der Arbeit waren daher die Hüttenmeister, auch „Reidtmeister“ (von bereiten, zubereiten) genannt, sowie die Schmiedemeister. Der Abbau des Eisenerzes fand unter schweren Bedingungen statt.
Die Erze wurden aus den Bergwerken oder Schürfstellen der Umgebung herbeigeschafft, die Holzkohle kam aus den umliegenden Wäldern. Die durch die wasserradbetriebenen Bälge angefachte Holzkohlenglut reduzierte das Erz und erschmolz das Eisen. Das erschmolzene Eisen wurde nach dem Abstich in einer Schmelzrinne abgefangen und erkaltete zu Roheisen. In der Frischschmiede wurde dem Roheisen durch erneutes Erhitzen und Aufschmelzen Kohlenstoff entzogen und das so gefrischte Eisen im Hammerwerk zu Stabeisen weiterverarbeitet.
Die Hammerwerke befreiten mit den schweren, mechanisch arbeitenden Auswurf- oder Rohstahlhämmern die aus Eisenerz und Holzkohle zusammengeschmolzenen Rohlinge von Schlacken. Später wurden die Hämmer auch zum Recken und Breiten von Rohmaterial benutzt und brachten so die gewonnenen Rohlinge in die gewünschte Form. Aufgrund der metallenen Schläger, die durch den Ort hallten, wurde der Betrieb »am Hammer« genannt.
In Urkunden des Stifts Münstereifel wird Eiserfey 1580 bei den dem Stift zehntpflichtigen Orten genannt.
Urkundlich belegt ist die Errichtung einer Eisenhütte in Eiserfey, später »Eiserfey-Altwerk« genannt: Am 06.05.1696 genehmigt der Kurfürst Joseph Clemens von Köln dem Pfandinhaber des Amtes Hardt, Franz von Quentell, in Eiserfey eine Eisenhütte zu errichten, wobei er das für den Betrieb der Hütte erforderliche Holz aus dem Jülicher oder aus dem Ausland beziehen müsse, da die kurkölnischen Wälder schon jetzt ganz verhauen seien und dann noch mehr zugrunde gerichtet würden. Der Kurfürst schließt sich der Meinung des Antragstellers an, dass die Hütte „den Untertanen dahesiger Orten sehr profitabel in Nahrung als wohl sonsten fallen wird“.
Im Mai 1701 wurde von Quentell unmittelbar nach der Errichtung der Eisenhütte zu Eiserfey vom kurpfälzischen Kellner in Münstereifel aufgefordert, Abgaben an den Schultheißen von Münstereifel zu zahlen, da die zu Eiserfey erbaute Eisenhütte ein kurpfälzisches Kurmuthgut sei. Vorher soll ihm unter Androhung von Kerkerhaft untersagt sein, Holz und Holzkohle aus dem Münstereifeler Wald zu beziehen. Die kurkölnische Regierung teilt in dem Streit der kurpfälzischen Regierung mit, dass ihr von kurpfälzischen Rechten im kurkölnischen Dorf Eiserfey nichts bekannt sei.
1721 verkaufen Franz von Quentell und seine Ehefrau Anna Francisca geborene von Meinertzhagen die Hütte an die Kurkölnische Hofkammer. Die Hütte wird mit einer Hypothek von 2000 Reichstalern belastet, die mit jährlich 5 Prozent zu verzinsen ist. Diese Zinseinkünfte überträgt Erzbischof Clemens August am 14.10.1752 dem Kapuzinerinnenkloster zu Bonn.
Der erste greifbare Eiserfeyer Reidtmeister ist Paul Latz.
Der Einmarsch der Franzosen gegen Ende des 18. Jahrhunderts bereitete den bis dahin geltenden Herrschafts- und Eigentumsverhältnissen ein Ende. Die weltlichen und kirchlichen Güter wurden teilweise enteignet und versteigert. Das Eiserfeyer Altwerk ersteigerte der Vussemer Hüttenmeister Carl Henseler, der wiederum Pächter in den Betrieb aufnahm. So wurde wohl auch das „Neuwerk“ von mehreren Hüttenmeistern entsprechend ihrem Anteil betrieben.
1769 und 1776 war die Hütte gepachtet von Eilerz, Schultheiß zu Weyer, Theodor Hamacher und Josefa Latz. Damals mussten die Holzteile des Hammers und des Kohleschuppens erneuert werden, ebenso musste der neben dem Kohleschuppen befindliche Hochofen neu gebaut werden. 1802 war dieser Hochofen noch in Betrieb, während in einem Lageplan noch aus der Franzosenzeit, also vor 1814, der Schmelzofen weder eingetragen noch erwähnt ist.
Nach dem Ende der französischen Zeit gelangte das Rheinland unter den Herrschaftsbereich von Preußen. Deren angelegtem Mühlenverzeichnis aus dem Jahr 1820 ist zu entnehmen:
„Erben Carl Henseler zu Vussem und Erben Libertz [Eilertz] zu Eiserfey, 8 Minuten stromabwärts; Altwerk gelegen unterhalb Eiserfey. 1 oberschlächtiges Wasserrad, 2 Blasebälge, (Eisenschmelzen und Gießrinnen), 1 Hammerwerk, 12 Arbeiter. Steht seit dem Jahr 1818 außer Betrieb. Die diesem Hüttenwerk anklebige Schmelze liegt oberhalb Eiserfey.“
Preußisches Mühlenverzeichnis aus dem Jahr 1820
Bei der vorstehenden Beschreibung handelt es sich eindeutig um das Altwerk mit der anklebigen Schmelze, der in Eiserfey sogenannten »de Hött«, die, wie erwähnt, oberhalb von Eiserfey in Richtung Dreimühlen lag. Einem amtlichen Akt aus dem Jahr 1829 ist ebenfalls zu entnehmen, dass diese Betriebsstätte dem »Altwerk« anhängt und als Schmelzhütte diente. Somit heißt dies, dass man den ehemals beim Altwerk befindlichen Hochofen, in dem das Eisenerz geschmolzen wurde, an den Eiserfeyer Ortsausgang nach Dreimühlen verlagerte. Es ist sicherlich ungewöhnlich, dass die Schmelze und der Hammer so weit voneinander getrennt waren. Es dürften aber räumliche Probleme beim Altwerk sowie ein erforderlicher Neubau des Hochofens für diese Maßnahme mit ausschlaggebend gewesen sein. Ebenfalls unbekannt ist bislang, wann diese Verlagerung stattfand.
Ein weiterer Bericht zu den örtlichen Eisenwerken gibt das Mühlenverzeichnis aus dem Jahr 1830. Im Folgenden wird das Altwerk behandelt.
Carl Theodor und Maria Anna Eylertz und Theodor Latz zu Eiserfey, Faymonville zu Cronenburg, Carl Reinhard Poensgen in Schleiden, alle Eisenfabrikanten, Altwerk gelegen beim Dorf Eiserfey 4 oberschlächtige Wasserräder, 6 Bälge, (Eisenschmelzen und Gießrinnen).
Preussisches Mühlenverzeichnis von 1830
Dieses Werk gehörte ehedem dem Landesherrn Churfürst von Cöln, und als Domain Gut wurde solches vom Hüttenmeister Carl Henseler zu Vussem während der französischen Regierungszeit käuflich erworben. Ungeachtet des langjährigen seit undenklicher Jahren bestandenen Betriebs, wurden die Eigenthümer zur Beschaffung eines neuen Konzessions Titel durch die Bergbehörde angehalten, und ist dieser am 6. August 1829, durch die Oberberghauptmannschaft im Ministerio des Inneren ertheilt worden.
1847 waren in dem Gebiet des ehemaligen Kreises Schleiden noch 160 Erzgruben und 19 Hüttenwerke aktiv.
Ab etwa dem Jahr 1850 setzte der Verfall der Eifeler Eisenindustrie ein, von dem die Eisenhütten in Eiserfey nicht verschont blieben. Dies hatte zur Folge, dass nicht nur die Eisenwerke geschlossen wurden, sondern dass auch deren Betreiber teilweise aus Eiserfey verzogen. Ansässig blieben weiterhin die Familie Latz sowie der aus Holzheim zugezogene Clemens August Schmitz, der mit Josephine geb. Krewel verheiratet war. Deren Grabstein ist auf dem Friedhof in Eiserfey noch erhalten geblieben. Da wohl eine verwandtschaftliche Beziehung zwischen der Familie Schmitz von der Burg Heistert und der Familie Eilertz bestand, ist davon auszugehen, dass Clemens August Schmitz nach dem Ableben der Geschwister Eilertz deren Besitz erlangte. Hierzu zählte wohl auch der unterhalb der Kirche gelegene landwirtschaftliche Betrieb, das später sogenannte »Schmitze Gut«.
So wurden am 26.06.1858 in Eiserfey die Anteile von Katharina Volheim, Witwe von Johann Theodor Latz, an dem Werk „Althammer“ und „Althütte“ versteigert.
Nach Schließung von Altwerk wurden die Betriebsgebäude diversen anderen Nutzungen zugeführt, zunächst nahm ein Sägewerk seinen Betrieb auf. 1864 stellt der Fabrikant Theodor Strunk aus Eiserfey den Antrag, das frühere Eisenwerk »Alter Hammer« zu einer Holzschneidemühle umbauen zu dürfen. 1885 erhielt dieser die Genehmigung zum Umbau (lt. Polizeiliche Genehmigung I Nr. 26456, die sich schriftlich in den Händen der Familie Borker aus Eiserfey befindet).
Von 1880 bis 1930 hatten die Firmen Simon und Ullrich, später Matthias Hilden aus Köln, im alten Hammer eine Ofenschleiferei. 1922 war die Schleiferei im Besitz des „Hilden Matthias“, Ingenieur aus Cöln (laut Katasterauszug). Die Weltwirtschaftskrise setzte der »Schlief«, wie sie alte Leute gelegentlich nannten, ein Ende.
Danach erwarb der Schmiedemeister Matthias Theisgen das Gebäude und nahm dort einen Schmiedebetrieb auf. Nun trieb das Wasserrad wieder Blasebalg und Hammer. Nach dem Zweiten Weltkrieg gab Theisgen die Schmiede auf. Das ehemalige Hammerwerk wurde 1956 nach einem Brand komplett in ein Wohnhaus (Werner Borker) umgebaut. Mühlsteine und Mühlengerät vermachte er dem Freilichtmuseum in Kommern. Das Mühlrad, 5 m hoch und 1,50 m breit, steht noch an alter Stelle.
Quellen
Wolfgang Meyer, Eiserfey: »Am Hammer«
Albert Velser, Vussem: „Von den Eisenhütten und deren Besitzern“
Chronik 1150 Jahre Eiserfey
Eisenerzbergbau in der Kalkeifel (aufmerksam-wandern.de)