Alte Schule Eiserfey

Die ehemalige Schule von Eiserfey befindet sich in der Nachbarschaft des ehemaligen Bürgermeisteramtes.

Um eine eigene Schule für ihre Kinder bemühten sich die Eiserfeyer schon 1820, fünf Jahre vor der Einführung der allgemeinen Schulpflicht durch die preußische Regierung. Damals unterrichtete ein gewisser Schneider aus Zingsheim die Kinder in einer sogenannten Winkelschule. Dies wurde ihm jedoch durch die Regierung bald aufs strengste verboten.

Unterhaltungsblatt für den Kreis Schleiden, 25.03.1870

Unterhaltungsblatt für den Kreis Schleiden, 25.03.1870

Winkelschulen waren nicht anerkannte, privat organisierte Volksschulen. Der Besuch war kostenpflichtig und konnte bar oder in Naturalien beglichen werden, jedoch befanden sich diese Schulen außerhalb des staatlichen Schulgeldsystems. Das Lehrpersonal verfügte im Allgemeinen weder über fachspezifische noch pädagogische Kenntnisse. Entsprechend vermittelten Winkelschulen in erster Linie sehr elementares Basiswissen durch Auswendiglernen, vor allem Grundkenntnisse in Lesen und Schreiben. (Wiki)

Noch 1857 wurde der Antrag auf Errichtung einer Schule in Eiserfey vom Gemeinderat Weyer aus Kostengründen abgelehnt.

Bis 1865 mussten die Kinder von Eiserfey die Schule in Weyer besuchen. Danach wurde im Privathaus von Sauerbier, der Kapelle gegenüber, Unterricht gehalten. 1870 wurde die Schule am Alten Weg eröffnet, in der bis zur letzten kommunalen Neugliederung 1969 die Kinder von Eiserfey unterrichtet wurden.

Erstes Schulgebäude

Nach Unterlagen der Bürgermeisterei Weyer betrug die Schülerzahl in Eiserfey
1896      90 Schulkinder
1907      77 Schulkinder
1919      79 Schulkinder
1929       72 Schulkinder
1933      85 Schulkinder
1935      79 Schulkinder

In den einklassigen Schulen unterrichtete ein Lehrer diese Schülerzahl im Wechselunterricht bis zu 8 Stunden. Nach dem Krieg wurde die Klassengröße zwischen 45 und 50 festgelegt.


1928 war die Gemeindevertretung bei 72 Schülern nicht vom dringenden Bedürfnis zur Einrichtung einer zweiten Lehrerstelle überzeugt und ist daher mit der Einrichtung der Stelle solange, als noch nicht ein zweiter Schulsaal vorhanden ist, nicht einverstanden. 1929 gab es die Versicherung der Lehrpersonen und Schulkinder gegen Unfälle auf den vorgeschrieben Wanderungen und Ausflügen.

Michael Linden aus Eiserfey hat anlässlich der 1125-Jahr-Feier Eiserfey die Schulchronik von 1936 bis 1967 hinsichtlich von Ereignissen in Eiserfey und der Schule ausgewertet. Sie wurde in wesentlichen Teilen von dem Lehrer Alfons Nießen erstellt. Mit dem Ruhestand des Lehrers Alfons Nießen 1967 enden auch die Aufzeichnungen in der Schulchronik. Während seiner Kriegsdienstzeit und der folgenden Gefangenschaft in England wurde die Schulchronik von den Lehrerinnen Meinhardt und Resch geführt.

Daher gibt es für diesen Zeitraum detaillierte Angaben über die Schule und über Vorgänge in Eiserfey. Lehrer Nießen hat hierin auch umfassend über den Travertinabbau am „ahle Koansteen“ geschrieben sowie über den Bau der Wasserleitung zur Trinkwasserversorgung.

Am 01.04.1936 trat Lehrer Alfons Nießen sein Amt als Nachfolger von Lehrer Gronewald an, der in den Ruhestand ging. Geplant wurdeder Neubau einer 2-klassigen Schule. Der Kostenanschlag hierfür belief sich auf 22000 RM. Der Schulsaal in der alten Schule sollte dabei zu einer weiteren Lehrerdienstwohnung umgebaut werden.

1937 besuchten 83 Kinder die Schule in Eiserfey. Am 12.05.1938 zogen 80 Schulkinder in die neuerbaute Schule ein.
Im Zuge der Gebäudebeschreibung wird u.a. vermerkt:
Die alten vorsintflutlichen Abortanlagen und der angrenzende Stall wurden gründlich umgebaut.
Alle Abwässer der beiden Gebäude (alte und neue Schule) sind in den alten Schulbrunnen im ehemaligen Lehrergarten geleitet, wo sie versickern. Anfänglich sollten sie in einen Nebenarm des Römerkanals fließen. Derselbe kommt von der Hauserbachquelle hinter Dreimühlen herunter. 1934 stieß man beim Neubau der Kirche hierauf. Der Nachbar Latz hat die Abwässer seines Hofes dem Arm zugeführt. Trotz tagelanger Suche nach ihm in den unterhalb des Schulhofes gelegenen Grundstücken, bis 3 m tiefe Gräben wurden ausgeworfen, war er nicht aufzufinden.

Am 01.06.1946 übernimmt die Lehrerin Maria Resch die Eiserfeyer Schule. Der Unterricht beginnt nach 18 Monaten Pause für 84 Kinder wieder. Am 01.01.1948 kehrt Lehrer Alfons Nießen aus englischer Gefangenschaft zurück und nimmt im April den Schuldienst in Eiserfey wieder auf.
An der Schule werden 1957 die Toiletten neu gebaut. Darüber entsteht ein Feuerwehrhaus.

Die Schule in Eiserfey wird März 1964 dreiklassig. Frau Bremke aus Mechernich übernimmt die dritte Klasse. Am 31.07.1967 tritt Hauptlehrer Nießen in den Ruhestand. Seine Nachfolgerin wird Frau A. Tiemann.

Seit 1928 unterrichteten folgende Lehrerinnen die Schulklassen in Eiserfey:
                1928 – 1935 Christine Klauser
                1935 Frl. Leuchtenberg (1 Monat)
                1935 -1939 Helene Lewandowsky
                1939 Änne Lauffs (schied wegen Heirat aus dem Schuldienst aus. Im Betrieb ihres Mannes lehrte sie danach das Steinmetzhandwerk und machte als 1. Deutsche Frau darin die Gesellenprüfung)
                1939 – 1944 Irene Meinhardt
                1946-1954 Maria Resch
                1960 – März 1963 Christel Frohn
                März 1963 -Juli 1967 Frau Meier, geb. Reiter
                1964 – ? Frau Bremke
                Juli 1967 – ? A. Tiemann

„Alte Schule“ Eiserfey 2023

Das Schulgebäude im Eigentum der Stadt Mechernich wurde nach 1969 dem Ortskartell, später dem Bürgerverein, zur Nutzung übergeben. Dort finden nun Veranstaltungen wie Altentag, Sommerfest u.ä. sowie Informationsabende und Versammlungen statt. In Eigenregie werden die Räume instandgehalten. Die Toiletten wurden 1994 und zuletzt 2020/2021 von dem Bürgerverein komplett saniert.

Quellenangaben:
Chronik 1125 u 1150 Jahre Eiserfey
Michael Linden, Schulchronik Eiserfey 1936 – 1967
Wikipedia, Winkelschulen
Niederschriften der Sitzungen des Gemeinderates Bürgermeisterei Weyer