„Rita Breuer – eines der deutschen Fräulein-Wunder aus Hessisch-Lichtenau“
Dr. Horst Strohkendl (Erster Trainer der deutschen Frauen-Nationalmannschaft Rollstuhlbasketball)
Im September 1956 wurde ich in meinem Elternhaus im Auel in Eiserfey geboren. Im Alter von dreieinhalb Jahren erkrankte ich an Polio (Kinderlähmung). Ich besuchte zunächst fünf Jahre lang die Volksschule in Eiserfey, bevor Lehrer Nießen eine Empfehlung für das Gymnasium aussprach. Denn er war der Meinung, dass das behinderte Kind eine gute Schulbildung brauche und ein Gymnasium besuchen solle. Ich wechselte zum Gymnasium Am Turmhof (GAT) nach Mechernich, das damals noch aus einem Bretterverschlag bestand. Dort verbrachte ich drei Schuljahre, bevor ich in das Internat für körperbehinderte Menschen nach Hessisch-Lichtenau (bei Kassel) wechselte und das Freiherr-vom-Stein Gymnasium besuchte. Das Internat verfügte über eine Rollstuhl-Basketballmannschaft, wo ich zum ersten Mal auf Rollstuhlfahrer getroffen bin.
Im Jahr 1973 wurde ich in der Mannschaft aufgenommen und wenig später zu einem Lehrgang der Nationalmannschaft eingeladen. Nur ein Jahr später fuhr ich als Mitglied der Mannschaft zu meiner ersten Europameisterschaft nach Kerpape (Bretagne) in Frankreich, bei der wir die Goldmedaille gewannen. 1975 folgte ein Weltmeisterschafts-Turnier in Stoke-Mandeville in Großbritannien.
Mein Abitur legte ich im Jahr 1976 ab. Im selben Jahr konnte ich leider nicht an den Paralympics in Toronto teilnehmen, weil ich eine Ausbildung als Bankkauffrau bei der Commerzbank in Siegen begann. Während meiner dreijährigen Ausbildung nahm ich an weiteren internationalen Turnieren teil.
Meine aktive Sportlerzeit als Rollstuhlbasketballerin dauerte von 1974 bis 1992, in der ich an insgesamt vier Paralympics und diversen Europa- und Weltmeisterschaften mit meinem Team sehr erfolgreich teilgenommen habe. Während der letzten zehn Jahre war ich Mannschaftsführerin des Teams.
Im Jahr 2000 gründete ich zusammen mit Eltern behinderter Kinder und Jugendlicher im Raum Eifel einen Verein (Rollstuhlsportgruppe Eifel e. V.). Der Verein hat das Ziel, rollstuhlfahrenden Kindern eine Möglichkeit der sportlichen Betätigung und der Begegnung zu bieten. Von meinen früheren sportlichen Erfahrungen konnten die jungen Menschen profitieren. Als Übungsleiterin betreute ich den Verein mehr als zehn Jahre in allen Belangen.
Seit 2013 beschäftige ich mich mit Rollstuhltennis; einer Sportart, die für mich als sportliche Betätigung nach vielen Jahren des Rollstuhlbasketballs gut geeignet ist.
Quelle:
Gastautor Rita Breuer