Dies ist kein Druckfehler, verehrte Leser, vor zweihunderttausend Jahren hat sich der Vorfahr des heutigen Menschen, der Neandertaler, auf dem Kartstein aufgehalten. Da-mit zählt der Kartstein zu den ältesten nachgewiesenen Aufenthaltsorten Menschen in Europa. Von dieser Zeit an bis heute haben Mensch und Tier immer wieder den Schutz der Felsen und Höhlen gesucht und in den Erd- und Gesteinsschichten in und vor den Höhlen Zeugnisse ihrer Anwesenheit hinterlassen, die Felsen und Höhlen zu einem be-deutenden Fundort für die Wissenschaft der Archäologie machen. Weiter sind Felsen, Höhlen und Pflanzenwuchs am Kartstein außergewöhnlich, daß das Kartsteingebiet mit der Kakushöhle schon am 26.03.1932 als erstes Gebiet im Regierungsbezirk Aachen unter Naturschutz gestellt wurde.
Alle reden von DER Kakushöhle. Vielmehr müsste aber von DEN Kakushöhlen die Rede sein. Schließlich handelt es sich um drei Höhlen, und zwar um die „Große Kirche“ (bis zu 15 Meter hoch und 30 Meter breit) und dem Nebenraum, die „Dunkle Kammer“ sowie die kleine Höhle oberhalb der großen Höhle, das „Kalte Loch“.
Trotz der Bedeutung des Naturdenkmals Kartsteingebiet gibt es bis heute keine zusammenhängende schriftliche Darstellung der Forschungsergebnisse zur Siedlungs- und Naturgeschichte des Kartsteins. Vieles ist auch noch unerforscht, und zahlreiche Grabungs-funde sind wissenschaftlich noch nicht ausgewertet. Die an der Höhle erhältlichen Informationen sind lückenhaft und entsprechen meist nicht dem neuesten Stand der Forschung. Daher soll hier eine dem neuesten Wissensstand entsprechende Übersicht über die Entstehungsgeschichte der Felsen und Höhlen, die Geschichte der archäologischen Forschungen am Kartstein und die zeitliche Folge: und Einordnung der Funde gegeben werden. Weiter erhält der Leser Hinweise die Auffälligkeiten und Besonderheiten des Pflanzenwuchses am Kartstein.
Die Entstehung von Fels und Höhlen
Im Eiszeitalter, vor 600 000 bis 10 000 Jahren, wechselten mehrfach 50 bis 100 Jahrtau-sende dauernde Kaltzeiten, in denen hier ein fast arktisches Klima herrschte, mit länge-ren Warmzeiten ab. In einer dieser Warmzeiten, vor 200 000 bis 300 000 Jahre, flossen von Weyer und den Hauserbenden her sehr kalkreiche Bäche ins Feytal. Sie hatten in den damals sumpfigen Talgründen wenig Gefälle, das Quellwasser erwärmte sich, und der im Wasser enthaltene Kalk setzte sich an Steinen und Pflanzen ab. Wir kennen die-sen Vorgang von der Kesselsteinbildung bei erwärmtem Wasser.
Der Kalk, der sich an die Pflanzen anlagerte, bildete das poröse Gestein des Kalktuffs, in der Mundart »Duchley« genannt. In diesem Gestein sind noch heute die Hohlräume zu erkennen, die mit Pflanzenstengeln ausgefüllt waren. Der Kalktuff lagerte sich zwi-schen den Hauserbenden und dem Bereich am heutigen Sportplatz unterhalb von Eiserfey in viele Meter dicken Schichten ab und bildete mehrere Talstufen, die höchste mit heute 30 Metern Höhenunterschied am Kartstein. Außer dem Kalktuff entstanden auch festere Schichten, Travertin genannt, aus dem die Kalkfelsen Kartsteins aufgebaut sind. In den Warmzeiten war das ganze Tal bis zu 70 Meter hoch mit Kalktuff und Travertin angefüllt, der dann in Kaltzeiten wieder ausgewaschen wurde. Die heutige Talform entstand wohl erst seit der letzten Eiszeit.
Wir können uns eine recht genaue Vorstellung von der Entstehung des Gesteins machen, da es in der Eifel eine Stelle gibt, an der man heute noch die Entstehung von Kalktuffgestein ausgezeichnet beobachten kann, am Wasserfall im Ahbachtal bei Ahütte.
Die unteren Schichten des Felsmassivs am Kartstein wurden teilweise vom Wasser wieder ausgewaschen. Vor etwa 60 000 Jahren bildeten sich die heutigen Höhlen, und an der Talseite brachen kleinere und größere Felsbrocken ab. Die Wasserläufe, die die Felsen am Kartstein bildeten, sind heute abgesunken und münden unterirdisch in den Hauserbach.
Der Fels ist aber trotzdem noch in Bewegung. Messungen ergaben, daß das ganze Felsmassiv auf dem schräg darunterliegenden mitteldevonischen Gestein langsam zu Tal rutscht. Die Geröllschicht des ehemaligen Bachbettes zwischen dem alten Gestein und dem aufliegenden Travertin ist am Zugang zur großen Höhle über dem Boden der Felswand noch zu erkennen. Um den Besuchern weiterhin einen gefahrlosen Zugang zu den Höhlen zu ermöglichen und den Einsturz zumindest aufzuhalten, wurde das Gelände 1977 durch Stützmauern und Pfeiler aus Stahlbeton gesichert. Im Bereich dieser not-wendigen Baumaßnahmen wurden öffentliche Mittel für sogenannte Notgrabungen zur Verfügung gestellt, und die systematischen und sorgfältigen Grabungen der Archäolo-gen führten zu aufschlußreichen Neuentdeckungen zur Geschichte der Höhlen und ihrer Bewohner.
Die Forschungsgeschichte der Kartsteinhöhlen
Erste Funde aus der großen Höhle wurden 1880 von H. Schaafhausen, einem Privatmann aus Euskirchen, bekannt gemacht. Damals lag der Boden der Höhle wesentlich höher als heute. Man konnte nur gebückt durch den Haupteingang in die Höhle gelangen. Drinnen waren damals noch Tropfsteine zu sehen, Stalagmiten und Stalagtiten genannt. Um die Jahrhundertwende wird von Grabungen eines Prof. Fischers in der gro-ßen Höhle berichtet, genaueres ist nicht bekannt.
Die umfangreichsten Grabungen wurden von Februar bis Juli 1911 unter Carl Rademacher, Direktor des Kölner Museums für Vor- und Frühgeschichte und des Kölner Anthropologischen Vereins durchgeführt. In der großen und der kleinen Höhle, in und vor den Eingängen, unter verschiedenen Felsvorsprüngen und auf dem Plateau wurden Belegstücke von der mittleren Altsteinzeit bis ins Mittelalter, u. a. eisenzeitliche und römische Feuerstellen, gefunden. Viele hundert altsteinzeitliche Steingeräte und körbeweise Tierreste wurden geborgen. Leider wurden genaue Fundstelle und Lage nicht dokumentiert, so daß eine wissenschaftliche Auswertung heute kaum noch möglich ist. Außer-dem sind die meisten Funde verschollen. 1913 erfolgte eine Nachgrabung durch Rademacher, die jedoch nur wenige Funde zutage brachte. Rademacher berichtet von Knochenfunden folgender Tiere: aus dem Eiszeitalter Wolf, Hyäne, Höhlenbär, Grauer Bär, Höhlenlöwe, Schneehase, Biber, Mammut, Wühlmaus, Rhinozeros, Wildpferd, Rentier, Bisam, Hirsch und Edelhirsch; aus der Nacheiszeit Murmeltier, Schneehase, Wildschwein, Rentier, Edelhirsch, Moschusochse, Wildpferd, Moorschneehuhn, Gebirgsschneehuhn, Frosch.
Die nächste wichtige Aktivität war eine Grabung, die Prof. L. F. Lotz 1939 im Auftrag des Landesmuseums Bonn vor allem in und vor der kleinen Höhle durchführte. Er fand zahlreiche Werkzeuge aus der späten Altsteinzeit und einen Höhlenbärenhorst aus der mittleren Altsteinzeit mit zahlreichen Höhlenbärenknochen, die wahrscheinlich von Höhlenbären stammen, die während des Winterschlafs in der Höhle verendeten. Leider sind die Funde verschollen.
1959 wurden durch Herrenbrodt, Bonn, Sicherungsarbeiten zum Schutz vor Raubgrabungen vorgenommen. Der untere Ausgang der kleinen Höhle wurde durch eine Mauer und der Höhlenboden durch eine Sandabdeckung und Baustahlmatten geschützt.
H. Löhr führte 1970 im Auftrag des Rheinischen Landesmuseums Bonn eine Probegrabung im Bereich des Osteingangs zur großen Höhle durch, wo gestörte Schichten fest-gestellt wurden, die Rademacher bereits 1913 angeschnitten hatte, aber auch ungestörte Schichten der späten Altsteinzeit mit Knochen von Pferd, Rentier und Schneehuhn ent-deckt wurden.
Die letzte Grabung wurde 1977 durch einen Gruppe von Archäologen unter Leitung von H. Löhr im Auftrag des Rheinischen Landesmuseums Bonn durchgeführt. Als Notgra-bung wurden die Schichten der Fundamentgräben für die zur Sicherung der Höhle vor-gesehenen Betonpfeiler und Betonschürzen bis 3 Meter Tiefe untersucht.
Der spektakulärste Fund war ein behauener Kieselstein von 6 cm Länge, der auf dem Plateau der großen Höhle in den Travertin eingebettet war und damit so alt ist wie der Travertin, wahrscheinlich 200 000 bis 300 000 Jahre. Der Stein wurde eindeutig als Werkzeug des Neandertalers identifiziert, der sich also schon damals hier aufgehalten hat.
Von den bisherigen Untersuchungen unterschied sich diese Grabung durch die große Sorgfalt, mit der die Forscher die Bergung und Registrierung der Befunde vornahmen. Selbst kleinste Reste von Tieren, Pflanzen und Geräten des Menschen wurden in feinen Sieben mit Wasser vom Höhlenlehm getrennt, registriert und teilweise zur weiteren Bestimmung und Untersuchung an Fachinstitute eingesandt. H. Löhr demonstrierte damals der Presse, mit welcher Akribie die Forscher vorgingen: Ein nur etwa 1 cm großes Mäusegebiß aus der Altsteinzeit, etwa 35 000 vor heute, wurde zur Auswertung der Senckenberggesellschaft in Frankfurt zugesandt. Dort kann dann festgestellt werden, von welcher Mäuseart das Gebiß war und unter welchen Klimabedingungen diese Mäuseart lebte, was dann wiederum Rückschlüsse auf das damalige Klima am Kartstein zuließe.
Die Mehrzahl der damaligen Funde, die aus allen Perioden, von der Altsteinzeit bis heute, stammen, harren noch der Auswertung.
Eine Fundschicht der Grabung brachte zahlreiche Reste von Säugetieren, Vögeln und Geschoßspitzen zutage, die der Ahrensburger Kultur, etwa 10 000 Jahre vor heute, zu-zurechnen sind. Der Archäologe Michael Baales M. A. hat in einer umfangreichen Magisterarbeit 1989 diese Funde beschrieben und ausgewertet. Für die Festschrift zum 1125jährigen Ortsjubiläum hatte Herr Baales nach diesen archäologischen Befunden das Lebensbild der Rentierjäger am Kartstein rekonstruiert, das uns den möglichen Alltag der frühen Bewohner unserer Heimat vorstellt.
Menschen am Kartstein
Wie erwähnt belegt der Fund des behauenen Kieselsteins im Travertin, daß schon vor etwa 200 000 Jahren Menschen am Kartstein gewesen sind. Sie waren Jäger und Sammler, Nomaden ohne festen Wohnsitz. Aus wenigen weiteren Funden bearbeiteter Steingeräte, die im Travertin eingeschlossen waren, können wir schließen, daß sich die Men-schen damals nicht nur ein einziges Mal am Kartstein aufgehalten haben.
Aus dem ältesten Teil der letzten Eiszeit wurde ein Faustkeil (Kultur des Micoquien, ca. 100 000 Jahre vor heute) in der großen Höhle gefunden, ferner Schaber, Spitzen, Doppelspitzen u. a. aus Feuerstein und Quarz (Kultur des Moustèrien, ca. 80 000 vor heute). Diese Funde hat der klassische Neandertaler hinterlassen, der ein intelligentes Wesen war und unserer eigenen Art (Homo sapiens neanderthaliensis) zugerechnet wird. Er jagte damals hier in der kaltzeitlichen Steppe Mammut, Wisent, Rentier, Pferd und andere Tiere.
Mit Beginn der jüngeren Altsteinzeit (35 000-12 000 vor heute) tritt unser direkter Vor-fahre auf, der »Homo sapiens sapiens«, der unserer eigenen Art und Rasse angehört. Seinen Aufenthalt in der großen Höhle belegen Knochenspitzen, die als Lanzenbewehrungen dienten (Kultur des Aurignacien, ca. 30 000 Jahre vor heute), ferner Funde aus Feuerstein und Quarzit (Kultur des Magdalenien, ca. 12 500 Jahre vor heute). Diese Menschen lebten wie die Neandertaler der eiszeitlichen Steppe und jagten die gleichen Tiere wie diese.
In einer Warmphase, vor etwa 11 000 Jahren, war die Eifel bewaldet. Damals hinterließen die Menschen hier die für ihre Gruppe charakteristischen Federmesser, eine bestimmte Pfeilbewehrung. Sie jagten Waldtiere wie Elch, Reh, Hirsch und Wildschwein.
In dem auf diese Zeit folgenden letzten Kälterückschlag der Eiszeit stellten sich hier wieder Rentier und Pferd ein. Diese wurden von den Menschen der Ahrensburger Kul-tur bejagt. Am Kartstein fand man aus dieser Zeit, ca. 10 500 vor heute, einige typische Steingeräte und viele Reste der damals hier lebenden Tiere. Nach dem Ende der letzten Eiszeit vor 10 000 Jahren breitete sich hier wieder ein dichter Wald aus, in dem die Menschen der mittleren Steinzeit die typischen Waldtiere jagten. Aus dieser Zeit fanden sich einige kleine Pfeilspitzen am Kartstein.
Etwa um 4 000 vor Chr. begannen die hier lebenden Menschen seßhaft zu werden und Ackerbau zu betreiben. Darauf weisen einige verzierte Scherben und Steingeräte aus der sogenannten Bischheimer Kultur (4 000 v. Chr.) hin. Aus der folgenden Bronzezeit fehlen bisher Funde vom Kartstein.
Nachdem die Menschen die Eisengewinnung und -Verarbeitung erfunden hatten, entwickelten sie im letzten Jahrtausend vor Christus große Fertigkeiten in der Herstellung von eisernen Geräten und Waffen. Zwei aufeinanderfolgende Kulturkreise, Hallstattzeit (800 – 400 v. Chr.) und Latènezeit (400 – 0 v. Chr.) werden unterschieden. Unsere Heimat lag im Zentrum der Hallstattkultur. Die Hallstattleute waren geschickte Handwerker und gewandte Kaufleute und verkauften ihre Eisenerzeugnisse in ganz Europa. Die reichen und leicht abbaubaren Vorkommen an Braun- und Roteisenstein in der Nähe unseres Heimatortes waren sicher Anlaß, daß die Menschen der späten Hallstattzeit auch hier, in unmittelbarer Nähe der Erzlagerstätten, gewohnt haben. Von ihren hölzernen Wohnhäusern ist nichts erhalten geblieben, doch finden wir noch heute in der Nähe der Schürfplätze die Hügelgräber ihrer Verstorbenen, so z. B. auf Hermesberg, an der Don-nermaar, auf dem Keller. Leider haben die Hallstattleute uns hier keine Belege ihrer Kunstfertigkeit hinterlassen. Auf dem Kartstein wurden lediglich einige Keramikfrag-mente der späten Hallstattzeit (ca. 550 v. Chr.) gefunden.
Seit der späteren Hallstattzeit bildete sich, verschiedene Stämme übergreifend, in Mittel- und Westeuropa die keltische Sprache und Kultur, auf die sich auch viele der heutigen Ortsnamen, z. B. »Fey«, zurückführen lassen. Zwischen 800 und 400 v. Chr., genau weiß man das noch nicht, bauten die damaligen Bewohner unserer Heimat, die wir nach ihrer Kultur Kelten nennen können, den Abschnittswall auf dem Kartsteinplateau. Er ist noch heute bis 3 Meter hoch. Zur Zeit seiner Erbauung besaß er auf seiner Krone einen Palisadenzaun oder eine Steinmauer. Dem Wall vorgelagert war ein auch heute noch erkennbarer Graben. Auf dem durch Wall und Felswände geschützten Plateau wurden aus der Latènezeit Schlacken gefunden, die belegen, daß die Kelten dort Eisen verhüttet haben. Weiter wurden aus dieser Zeit bei mehreren Grabungen Keramikscherben, Ge-wandnadeln und ein typischer Reibstein zum Mahlen von Getreide, ein sogenannter »Napoleonshut«, geborgen.
Eisenzeitlicher Abschnittswall auf dem Kartstein
Zur Römerzeit ist die Höhle nach den aufgefundenen Hinterlassenschaften oft und auch für längere Zeit von Menschen bewohnt worden. In der großen Höhle wurden mehrere römische Herdstellen gefunden, vor der kleinen Höhle verschiedene römische Herdplatten aus Steinen und gebranntem Lehm. Weiter belegen zahlreiche Münzen, Keramikscherben, Ziegelbruchstücke, Fibeln, Nadeln und der Schädel eines Kindes den Aufenthalt von Menschen zur Römerzeit. Die Funde stammen aus dem 3.-4. Jahrhundert nach Christus.
Aus der Karolingerzeit fand man Scherben von sogenannten Kugeltöpfen (um 900 n. Chr.). Aus dem Mittelalter (1 000-1 500 n. Chr.) konnten Reste von Waffen (Lanzenspitzen u. a.), Keramik, einige Münzen und bleierne Musketenkugeln geborgen werden. Aus der Neuzeit wurden hauptsächlich Scherben und Münzen am Kartstein aufgelesen. Die Abtei Steinfeld hat angeblich 1728 einen Marmorsteinbruch zur Gewinnung des Kartsteintravertins eingerichtet.
In unserem Jahrhundert fanden Fels und Höhlen aus verschiedenen Gründen lebhaftes Interesse. Um die Jahrhundertwende wurde die Kakushöhle nach zeitgenössischen An-gaben viel von Touristen besucht. Am 05.08.1902 machte sogar der deutsche Kronprinz einen Ausflug zur Kakushöhle. Bis etwa 1975 war das Gelände vor den Felsen bei gutem Wetter allsonntäglicher Treffpunkt vieler Menschen aus nah und fern, die sich bei Musik und Tanz unter den alten Buchen vor der Höhle zusammenfanden. Aus Gründen des Naturschutzes wurden diese Veranstaltungen untersagt, und das 1982 abgebrannte Gasthaus durfte nicht mehr aufgebaut werden.
Später wurde ein KIOSK an der B 477 gebaut.
Einige Jahre vor dem ersten Weltkrieg erwarb Everhard Esser das Kartsteingelände. Er wollte es als Steinbruch nutzen, verkaufte den Tuffstein als Grottenstein und beschäftige einen italienischen Steinmetz, der an der Höhle den Travertin zu Futtertrögen verar-beitete. Nach Everhard Essers Tod 1914 wurde der Steinbruchbetrieb an der Kakushöhle bis 1932 von der Firma Horst in Hürth weitergeführt. Dann verkauften Esser das 1932 unter Naturschutz gestellte Gebiet an den Kreis Schleiden.
Kurz vor Beginn des zweiten Weltkrieges begann man, den Travertin am »Ahle Koansteen«, auf der östlichen Straßenseite, in Blöcke zu zersägen und auf Befehl Hitlers zum Reichsparteitagsgelände in Nürnberg zu transportieren, wo die marmorähnlichen Steine an den von Hitler geplanten Monumentalbauten verwendet werden sollten. Nach Kriegsausbruch wurden diese Arbeiten eingestellt.
Im letzten Kriegsjahr, 1944/45, diente die große Höhle der Gießerei und Maschinenfabrik Girards aus Vussem als bombensichere Zuflucht. Nach Planierung des Höhlenbodens wurden Maschinen und Materialien in die Höhle gebracht. Die Höhle war auch Arbeitsplatz für einige Arbeiter der Firma. Außerdem war gegen Kriegsende ein Teil der Kreisverwaltung Schleiden dort ausgelagert.
Heute ist es ruhig geworden um den Kartstein. Einheimische, Touristen und Wanderer erfreuen sich an der romantischen Natur und den bizarren Felsgebilden oder versuchen sich zurückzuversetzen in die Zeiten, als die Jäger der Steinzeit auf ihren Wanderungen hier dem Rentier oder Mammut nachstellten.
Quelle:
Gastautor Willi Brüll (†), Dreimühlen, Chronik 1125 Jahre 1992