Abbau des Eisenerzes

In der Umgebung des Ortes Eiserfey begegnen wir zahlreichen lagerartigen oder gangförmigen Eisensteinvorkommen. Den sogenannten Brauneisenstein kommt auch in geringen Tiefen vor und lässt sich leicht abbauen und verhütten.
Der Roteisenstein kann wegen der steilen Lagerung der Schichten überwiegend nur im Untertagebau abgebaut werden. Auch enthält er weniger Eisen (bis 28 %) als der Brauneisenstein (45 %), dafür mehr Mangan und Carbonat. Eine Roteisensteinader quert in Ost-West-Richtung die Ortslage Eiserfey (Ruedeberg-Abschied-Vollem). Um die Mitte des vorigen (19.) Jahrhunderts begann der bergmännische Abbau des Roteisensteins auf mehreren Sohlen untertage (siehe Roteisenerzstollen).
Abbauspuren finden wir heute noch an zahlreichen Plätzen als dolinenartige Mulden oder als Steinbrüche.


Das Erz wurde schon zur vorrömischen Zeit abgebaut, verhüttet und verarbeitet. Funde von Schlacken, eisenzeitlichen Schmelzöfen und keltischen Münzen belegen die frühe Eisengewinnung und -Verarbeitung in unserer Gegend. Auf dem Kartstein und in der Packlage der römischen Wasserleitung bei Eiserfey wurden Schlacken aus römischer oder vorrömischer Zeit festgestellt. Das Aufkommen des Bestimmungswortes »Eiser« im Ortsnamen gegen Ende des Mittelalters deutet darauf hin, dass schon damals Eisengewinnung und Verhüttung in unserem Ort eine bedeutende Rolle gespielt haben.

Der in dünnbesiedelten Gebieten noch größere Waldbestand und nicht zuletzt die in Bergregionen schneller fließenden Gewässer machten die heute eher strukturschwachen Mittelgebirge wie die Eifel zu den Zentren der Eisengewinnung. Erzvorkommen und Waldungen durften wegen der Transportkosten nicht allzu fern liegen, doch stützte man sich auch den relativ unergiebigen, aber weit verbreiteten Kleinabbau in der näheren Umgebung der Hütte. Die Erze bezog man von den Bauern oder besorgte den Abbau, je nach Größe, selbst oder in einer Gewerkschaft. Dieser nicht konzentrierte, sporadische Abbau war möglich, weil der Boden um Eiserfey fast überall Eisenerze von verschiedener Qualität und Quantität birgt.


Zuerst wurde das Eisenerz im Tagebau (Gruben und Schürflöcher) und im Stollenbau mit geringer Schachtteufe gefördert. Um das eisenhaltige Gestein aus der Tiefe zu bergen, wurden in den Grubenfeldern Schächte bis auf die erzführenden Schichten abgeteuft.

Dies waren sogenannte Reifenschächte mit rundem Querschnitt. Man grub einen Schacht mit einem Durchmesser von ca. 1,4 m im oberen Bereich, der sich nach unten verengte. Zur Abstützung der Schachtwand wurden junge, reifenartig gebogene Eichenstämmchen in den Schacht eingebaut. Ihre Elastizität erzeugte den Druck nach außen auf die Gesteinswand. Zusätzliche Stabilität brachte Birkenreisig, das zwischen den Reifen verflochten wurde. Im Bereich des Eisensteinlagers erweiterte man die Schächte zu sogenannten „Tummeln“. Von dort aus sind vielfach kurze Strecken entlang des Erzlagers vorgetrieben worden, die eine Länge bis 20 m erreichen konnten.
Mit zunehmender Tiefe reichte der einfache Schachtbau nicht aus. Die Bergleute legten nunmehr einen zweiten Schacht an, der parallel zum ersten mit einem Achsabstand von 4 bis 8 m in die Tiefe ging. Diese Schächte mündeten in den gleichen Tunnel und sorgten für die notwendige Luftzirkulation (Bewetterung) in der Grube. Außerdem stand so ein zweiter Schacht zur Verfügung, der ebenfalls zur Förderung und Entwässerung, aber auch als Sicherungsschacht bei Gesteinsturz verwendet werden konnte.
Mit dieser Technik erreichte man die Eisensteinlager in einer Tiefe von ca. 8 bis 16 m. Stellenweise wurden Schächte bis zu ca. 30 m tief gebaut. Eine Reifenschachtanlage gab je nach Größe ca. 2 bis 3 Bergleuten Arbeit und Brot. Handbrunnenwinden dienten zur Förderung des Materials in Körben. 1)


Abbau von Erz und Nutzung der Wasserkraft waren seit dem Mittelalter genehmigungspflichtig. Der Landesherr als Grundherr erteilte die Konzessionen, verlangte dafür den Zehnten und beauftragte die Bergämter mit der Aufsicht und Gerichtsbarkeit über den Bergbau. Einige Urkunden, die sich mit Rechts- und Eigentumsfragen befassen, weisen auf den jahrhundertealten Eisenerzbergbau in unserer Heimat hin.
So führte zum Beispiel die Abtei Steinfeld in einem Streit um den Zehnten aus der Eisensteingewinnung bei Eiserfey an, dass sie diesen Zehnten seit dem Jahre 1624 erhielt.
1784 trugen die Pächter des Eisensteinzehnten zu Weyer, vertreten durch Joan Voullem, und die Pächter der Eisenhütte zu Eiserfey einen Streit um die Lagerplätze für Eisenstein, der damals in großen Mengen gewonnen wurde, vor den Erzbischof von Köln.

Aus dem vorletzten Jahrhundert liegt uns die amtliche Bekanntmachung einer Konzession für ein Eisensteinbergwerk bei Eiserfey vor: Am 17. November 1830 erhält Franz Josef Volheim aus Eiserfey von der preußischen Regierung in Berlin die Konzession für das Eisensteinbergwerk »Verspätet Glück«, im Distrikt auf dem Pohl, östlich Eiserfey zwischen den heutigen Siedlungen Breuer und Heinen und der Autobahn gelegen. Auf dem konzessionierten Gelände war bereits vorher Eisensteinbergbau betrieben worden. Heute sind die Grubenfelder überwiegend mit Schutt aufgefüllt.


Die Chronik der Bürgermeisterei Weyer berichtet im Jahre 1855:

In den Ortschaften Weyer und Eiserfey bestand nicht mehr so viel Lust und Sinn für Betreibung der Eisensteinbergwerke, obschon jetzt ein ziemlicher Preis gezahlt wurde. Hauptgrund war, dass die Firma Eilertz aus Eiserfey als Inhaberin der Conzession zum Betrieb von Bergwerken auf den Gemarkungen der besagten Ortschaften die Abgaben von dem zu gewinnenden Eisenstein zu hoch stellte.« Und 1859: »Die Eisenproduktion lag noch immer darnieder und wurde fast kein Eisenstein gegraben, wogegen sich aber eine neue Erwerbsquelle auf der Gemarkung Vollem und Eiserfey durch Gewinnung des bis dahin unbekannten (oder dort unentdeckten) sogenannten Rothsteines vorfand, wovon tausende Scheffel gefördert und zu einem guten Preise an die Bleischmelzen gebracht und dort anstatt der bis dahin gebrauchten Eisenschlacken benutzt werden.

Quellen:
  • Chronik Jünkerath, Datapoint-blum, „Wie das Eisen in die Eifel kam“
  • Willi Brüll, Chronik Eiserfey 1125 Jahre, „Der Eisenerzbergbau“
    1.) 100 Jahre Eifelverein Ortsgruppe Kall 1895 bis 1995, Festschrift der Ortsgruppe Kall des Eifelvereins, aus Anlass des 100-jährigen Jubiläums